Das Herzogtum Alt-Trutzburg

Über das Wappen

Das Herzogtum Alt-Trutzburg

Das Herzogtum hat seinen Namen nicht von ungefähr. Noch bevor das Wilde Land offiziell zum Fürstentum gehörte, hielten die Zweifaltigen in der wehrhaften Stadt am Warn-Fluss schon stand gegen die Gefahren aus dem Westen. Nachdem die Zweifaltigen aus Nebelheim diese Aufgabe übernommen hatten, konnten sich die Bewohner Alt-Trutzburgs wieder dem zuwenden, wofür das Land sich am besten eignet: Dem Studium der Magie. Denn wenn auch der Fünfschwänzige den Menschen den Zugang zur Magie gegeben hat, so hat doch unser Herr die Magie gesät.
Zwischen den Feldern und Wiesen Alt-Trutzburgs liegen tiefe Wälder, in denen Orte liegen, an denen die Magie selbst für einen Diener von Ihm und Ihr spürbar wird. Diese Orte wirken verwunschen und sind es meist auch. Sie bergen Wege zu Orten, die Zweifaltige sonst nur in ihren Träumen bereisen können. Es gibt Stimmen, die behaupten, dass diese Wege von den Bäumen und dem Wald selbst behütet werden.
Allerorten begegnet einem merkwürdiges Volk, die Sein Geschenk auf die verschiedenste Art und Weise zu nutzen wissen. Es gibt Krieger, die statt Schild und Schwert einen Stab halten, aber trotzdem Tod und Verderben unter ihren Feinden säen. Es gibt junge Frauen, die mit ihren Tänzen einen ganzen Dorfplatz in ihrem Bann halten können, alte Männer und Weiber, die nur mit ihren Händen Wunden heilen können. Es gibt jedoch auch verderbte Zweifaltige, die der Erlösung verlustig geworden sind und Sein Geschenk in ein Werkzeug des Fünfgeschwänzten verwandeln, indem sie finstere Schadensmagie und unheilige Totenerweckung zelebrieren.
Der Herzog von Alt-Trutzburg, Stephan, Herr der Trutzburg, der aus einem mittlerweile durch Inzucht degenerierten, altem Geschlecht stammt, steht den finsteren Ränken der Schadenszauberer recht hilflos gegenüber, da ihm vieles, was ihm die täglichen Herrschaftsgeschäfte abverlangen, nicht leicht fallen will. Er hält, wie die Generationen von traditionell orientierten Herzögen vor ihm, an überkommenen Ritualen und Bräuchen fest, so dass das Herzogtum längst in Stillstand erstarrt wäre, wenn sich nicht vor vielen Jahren ein Rat der Magier konstituiert hätte, der die eigentlichen Tagesgeschäfte übernommen hat. Herzog Stephan demonstriert zwar von Zeit zu Zeit seine Fähigkeit, Magie zu üben, im Kreise seines Hofes, aber Neider haben das Gerücht in die Welt gesetzt, seine Zauberei stamme nicht von ihm selbst. Ich weiß nicht, was das für ein Ende nehmen soll, denn der alternde Stephan hat keine Nachkommen. Man munkelt, dass nicht nur sein Hirn und seine Magie unter der jahrhundertelangen Inzucht gelitten habe. Viele halten den Rückhalt, den Stephan bei Borwin hat, für den einzigen Grund, warum er noch an der Macht ist. Borwin sieht in Stephan immer noch die Stimme der Magie im Rat der Herzöge, auch wenn Stephan mittlerweile wenig mehr als das Sprachrohr des Magierrates ist.
Die Kirche hat, wie sich der geneigte Leser schon gedacht haben wird, einen schweren Stand in Alt-Trutzburg. Viele der Zauberkundigen Zweifaltigen haben ihre Wissenschaft von der Magie schon über den Glauben an Ihn und Sie gestellt, so dass die Kirchen selbst oft nicht mehr voll werden, wenn an Ihrem Geburtstag die Glocken läuten. Ich verbrachte den Winter im Hause des Hofkaplans auf der Trutzburg, der mir mehr als einmal sein Leid klagte. Der Herzog selbst sei jeden Tag mehrere Stunden in seinem Beichtstuhl, das Land entgleite aber langsam der Hand der Kirche.
Überhaupt will mir scheinen, dass die Wissenschaft eine Kunst ist, die der Fünfgeschwänzte auf die Welt gebracht hätte. Neuestes Spielzeug der genialen, manche sagen wahnsinnigen, Gelehrten aus Alt-Trutzburg ist ein Pulver, das knallt, raucht und zischt wie die Höllenküche selbst. Dies Pulver wird von den gelehrten Wirrköpfen als Wundermittel im Kampf gegen die Diener des Versuchers gepriesen. Sie sollten lieber beten, anstatt die Jahreswechselmesse in ihren stinkenden Laboren zu verbringen!
Die Wissenschaft ist es auch, die dieses Herzogtum so stark gespalten hat. Gibt es auf der einen Seite die, die mit ihrem Kopf ihr Salär verdienen oder es zumindest versuchen, so gibt es auf der anderen Seite die, die der Magie nicht mächtig sind und nicht klug genug, ihre Gedanken zu verkaufen. Und da es nicht einfach ist, dem magischen Land eine Frucht abzuringen, die Zweifaltige ohne Gefahr essen können, nagen viele dieser Ungebildeten am Hungertuch. Daher verdammen sie auch jede Wissenschaft, besonders die von der Magie. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als ihre Kraft in den Dienst anderer zu stellen. Nirgendwo sonst in Siebenhafen lassen sich so viele Söldner finden wie in Alt-Trutzburg. Die jungen Männer besinnen sich auf die wehrhafte Tradition ihres Landes und ergreifen die Waffen, um in der Fremde zu kämpfen. Die glücklicheren verschlägt es nur nach Nebelheim, diejenigen, die dort nicht mehr gemustert wurden, müssen die Grenzen Siebenhafens überwinden und ihr Glück auf dem weiten Weltenkreis finden.
Nachdem an Ihrem Geburtstag das neue Jahr angebrochen war, brach ich von Alt-Trutzburg nach Norden auf. Erst jetzt konnte ich das Land selbst erkunden, und in der Tat könnte ich den merkwürdigen Berichten von dem Eigenleben des Landes und der Wälder noch einige hinzufügen, was jetzt aber zu weit führen würde.

Erst jüngst erreichten mich Neuigkeiten aus diesem seltsamsten unserer Herzogtümer, und ebenso seltsam sind auch diese Neuigkeiten: Herzog Stefan sei tot, ermordet, behaupten viele! Die Regierung habe ein Magierrat übernommen, und wenn ich die Gespräche bei Hofe richtig deute, stimmt diese ungeheuerliche Nachricht wirklich! Und das obwohl, wie man zwischen den Zeilen der Andeutungen lesen kann, ein Magier die Schuld am Tode Stefans – Milena nehme ihn in Ihre Reihen auf! – trägt.
Den jungen Thaddäus von Friedland muss dieser abscheuliche Vorfall auf seinem eigenen Gut schwer getroffen haben – schließlich habe er Stefan wie einen Vater geliebt, sagen jene, die ihn kennen. Er hat nun auch zunächst seine Sachen gepackt und ist in den Krieg nach Nebelheim gezogen, das Gezücht des Fünfgeschwänzten zu vernichten. Milena halte ihre Hand über ihn.
Unglücklicherweise hinterlässt Stefan keinen Erben, die anderen Herzöge Siebenhafens haben sogar schon zu erkennen gegeben, dass sie lieber eine Tochter in der Trutzburg sähen, als diesen Magierrat. In der Tat gleitet das Land ob der endlosen Diskussionen der Magier in einen Zustand des Chaos und der Verwahrlosung ab. Die wenigen Stefanstreuen Landadeligen haben alle Hände voll zu tun, die Bauern im Zaume zu halten. Die anderen Magier freuts, und ich möchte nicht wissen, wie viele dort unkontrolliert und ungestraft dem Fünfgeschwänzten huldigen. Letzte Hoffnungen legen die Genealogen in die ausschweifende Jugend Stefans – wie man hört, soll er allerlei Bastarde gezeugt haben, bevor ihn das Erbe seiner degenerierten Familie einholte…

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